Jugendarbeit

Pädagogisches Konzept

Heinrich Gechter (1873-1943), Lehrer an der Mädchenschule Barmbeker Str. 30 und leidenschaftlicher Ornithologe, war fasziniert von dem abgeschiedenen Naturparadies im Wattenmeer. Er erreichte 1920, dass der 5. und 6. Stock des Neuwerker Leuchtturms als Unterkunft für Klassenreisen genutzt werden konnte. Schließlich hatte er vor dem Ersten Weltkrieg selbst ein paar Jahre auf Neuwerk zugebracht und die Inselschule geleitet. Die Stadt Hamburg förderte die Idee, erholungsbedürftigen Schülerinnen und Schülern aller sozialen Schichten einen vierwöchigen Landaufenthalt an gesunder Seeluft zu ermöglichen, mit einer vergünstigten Pacht von 50 Reichsmark im Jahr. Die zu dieser Zeit aufkommenden pädagogischen Reformgedanken verfolgten den Wandel vom schulmeisterlichen Drill zu handlungsorientierter Didaktik und brachten die Hamburger Stadtkinder der Natur näher als je zuvor.

Der heutige Verein „Schullandheim Neuwerk am Turm e.V.“ wurde 1994 gegründet und bietet den Hamburger Stadtkindern und auch Interessierten über die Hamburger Stadtgrenzen hinaus eine interessante Bildungs-, Freizeit- und Erholungseinrichtung, die stets die Bedürfnisse von jungen Heranwachsenden im Blick behält.

Der Verein setzt sich unter anderem aus Mitgliedern zusammen, die aus pädagogischen Berufen kommen und stets weitere pädagogische Möglichkeiten auf der Insel Neuwerk entwickeln. Bei allen Aktivitäten, die in unserem Haus angeboten werden, steht die Förderung der sozialen Kompetenz und der gruppendynamischen Prozesse im Vordergrund. Demokratiebildung und die Stärkung von kooperativen Prozessen im Team bilden hier einen zentralen Gedanken.

Der Verein hat für interessierte Gruppen Ansprechpartner, die jederzeit Unterstützung bei der Planung einer Reise auf die Insel bieten.

Folgende Jugendprojekte werden bereits seit vielen Jahren im Schullandheim Neuwerk am Turm angeboten und durchgeführt.

Hamburg mal anders – Umweltbildung

Seit vielen Jahren fahren Schulklassen verschiedener Jahrgangsstufen in das Schullandheim Neuwerk am Turm, um das UNESCO-Weltnaturerbe „Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer“ kennenzulernen.

Viele Pflanzen- und Tierarten haben sich an die wechselhaften Lebensumstände des Wattenmeeres angepasst, das von den Niederlanden über die deutsche Nordseeküste bis nach Dänemark reicht. Es bildet das weltweit größte zusammenhängende Sand-Schlick-Wattsystem und beeinflusst die Natur weit über die eigenen Grenzen hinaus. Das Wattenmeer verkörpert alles was es laut UNESCO zu bewahren, zu schützen und zu erhalten gilt: Einen unermesslichen Schatz natürlicher Ressourcen.

Auf Hamburger Gebiet lernen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Lebensräume von Pflanzen und Tieren kennen und setzten sich mit den Gezeiten auseinander.

In enger Zusammenarbeit mit dem Nationalpark-Haus Neuwerk arbeiten unsere Gruppen an folgenden Forscheraktivitäten:

  • Wattwanderungen
  • Bei Wattwanderungen werden Schlick, Wattwürmer, Muscheln, Krebse und Seehunde beobachtet.
  • Naturkundliche Untersuchungen
  • Anschließend werden einzelne Fundstücke mit dem Binokular im Nationalparkhaus genauer betrachtet und Zeichnungen angefertigt.
  • Vögel im Wattenmeer
  • Es werden Beobachtungen durchgeführt und das Verhalten verschiedener Vögel studiert. Mit Audio- und Fotoaufnahmen von Vögeln setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit der genauen Bestimmung von Vogelarten auseinander.
  • In der Ausstellung des Nationalparkhauses werden Aufgaben zur Tier- und Pflanzenwelt im Wattenmeer (und speziell zur Flora und Fauna auf und bei Neuwerk) bearbeitet.
  • Tiere im Aquarium und Tidarium
  • Verschiedene Lebensräume und Tierarten werden in Miniatur beobachtet und studiert.
  • Kunststoffmüll sammeln
  • Besonders in der Nähe des Elbfahrwassers sammelt sich viel Müll an. Das sind Reste von Fangnetzen und anderen Abfällen, die überwiegend von der Schifffahrt stammen. Dieser Müll wird eingesammelt und dessen negative Auswirkungen auf die Umwelt betrachtet.

Jedes Jahr finden Projektfahrten der Heinrich-Hertz-Schule unter der Leitung von Ralph Conta und von Gruppen anderer Schulen aus Hamburg und anderen Bundesländern in unser Schullandheim statt, um das Wattenmeer zu erkunden.

Momentan ist eine „Wattküche“ in unserem Schullandheim in Planung. Mit den dann vorhandenen Materialien können Schülergruppen auch selbstständig einfache Untersuchungen und Experimente rund um das Wattenmeer durchführen. Für dieses Projekt erhoffen wir uns Spendengelder durch das Förderprogramm „Ideen suchen Förderer“.

Durch diese intensive Auseinandersetzung mit Fauna und Flora des Hamburgischen Wattenmeeres werden Jugendliche für das Thema Umwelt und Umweltschutz sensibilisiert.

Von einer Klasse zu einem echten Team – Stärkung der sozialen Kompetenz

Die Stärkung der sozialen Kompetenz ist ein wesentliches Bildungs- und Erziehungsziel, das jede Lehrerin, jeder Lehrer bei der Bildung einer Klassengemeinschaft stets im Blick hat.

In unserem Selbstversorgerhaus werden Schulklassen zu echten Teams. Hier werden nicht nur Koffer gepackt, sondern eine Reise auf die Insel muss genau geplant werden. Lehrerinnen und Lehrer erarbeiten mit ihren Gruppen gemeinsam einen Einkaufs- und Essensplan, sowie die Aktivitäten für den Aufenthalt auf der Insel. Alles muss im Voraus überlegt werden, da auf der Insel keine Versorgung möglich ist und jeder Liter Milch mitgebracht werden muss.

Hier werden Klassenreisen zu echten Projekten. Die soziale Kompetenz, die Demokratiebildung, die Handlungskompetenz, die Integration von Außenseitern und echte Kooperation wird hier möglich und insbesondere erfahrbar gemacht. Durch Erfolgserlebnisse wird neben der Bildung eines Teams auch jeder Einzelne gestärkt. Hier wird selbstbestimmtes Urteilen und Handeln gefördert und das Vertrauen in die eigene Stärke und Handlungsfähigkeit unterstützt sowie Selbstwirksamkeitserfahrung ermöglicht.

Nach dem Motto „Einer für alle und alle für einen“ können hier aus Schulklassen starke Gemeinschaften werden, in denen die Entwicklung von Toleranz und Rücksichtnahme gefördert wird. Bereits nach der Ankunft muss jeder sein Bett selbst beziehen, bevor man gemeinsam in der Küche das erste Abendessen zubereitet.

Neben der Versorgung der Gruppe gibt es weitere gemeinschaftsbildende Maßnahmen, die in unserem Haus umgesetzt werden können:

  • Tischtennis-, Kicker-, und Fußballtuniere
  • Spiele aller Art
  • Durchführung von gemeinschafts- und demokratiebildenden Projekten wie z.B.
  • Batiken eines Klassen-Shirts
  • Wettbewerbe: Welche Gruppe macht das schönste Klassenwappen
  • Inselrally
  • Singen und musizieren

Wir unterstützen diese Gruppen durch Essenspläne, Packlisten und persönliche Beratungsgespräche.

Raus aus der Stadt, rein in die Erholung

Seit vielen Jahren nutzt das Jugenderholungswerk Hamburg in den Sommerferien unser wunderbares Schullandheim. Hier haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, unabhängig vom Geldbeutel der Familie Ferien zu machen. Dies ist aufgrund einer finanziellen Förderung durch die Stadt Hamburg und durch unsere kostengünstige Unterkunft möglich. Hier erleben junge Menschen eine feste Gemeinschaft fernab vom Schulalltag. Gemeinsam kochen, spielen und die frische Meerluft genießen steht hier im Vordergrund. Hier geht man lieber mal auf den nahe gelegenen Fußballplatz, anstatt seine Zeit mit digitalen Medien zu verbringen.

Wir freuen uns, dass das Jugenderholungswerk Hamburg jedes Jahr unser Haus für die Freizeitgestaltung von Jugendlichen im Alter von 8-15 Jahren wählt.

Fit in Mathe für die Vorstufe (in Vorbereitung)

Eine Lernreise verbindet Lernen mit Spaß. In entspannter Atmosphäre und fernab vom städtischen Leben können Schülerinnen und Schüler sich hier auf die Oberstufe vorbereiten. Insbesondere für das Fach Mathematik können hier sogenannte Vorbereitungsreisen durchgeführt werden. Lücken aus der Mittelstufe werden aufgespürt und gezielt bearbeitet. Inhalte erinnert, wiederholt und manchmal auch neu gelernt. Wir arbeiten aktuell daran, ein passendes Lernpaket für Gruppen zu erarbeiten. Dazu zählen alle Leitideen der Mathematik aus den Bildungsplänen.

Wir empfehlen zwei Lerneinheiten pro Tag, in denen entsprechend der Lerngruppe Angebote zu den verschiedenen Themen gemacht werden. Auch hier beraten wir interessierte Gruppen gerne und planen ein Lernpadlet zur Verfügung zu stellen.